Leben im Überfluss

📍Oman, 7621 km


In Deutschland leben wir in Saus und Braus.

In Deutschland leben wir in Saus und Braus. Die Supermärkte sind stets gefüllt mit Produkten aus der ganzen Welt für alle Bereiche des Lebens. Mit einem Klick bestelle ich mir online neue Kopfhörer und erhalte sie innerhalb von 48 Stunden. Selbst Lebensmittel kann man sich bequem von der Couch vor die Tür zaubern und diese dann mit dem neuesten Thermo-Mix zu einem Gaumenschmaus verarbeiten lassen. Und wenn ich dann doch einmal auf die Straße gehe, kann ich zwischen Kaffeebohnen aus Costa Rica, Brasilien, Vietnam und Co. wählen und mir den Cappuccino mit dem Milchersatz meiner Wahl servieren lassen. Ja, ich und wir alle spülen unser Geschäft sogar mit Trinkwasser in die Kanalisation. Man könnte meinen, wir leben im völligen Überfluss. Zumindest gilt das für sehr viele von uns.

 

Zeitlich und örtlich sind wir jedoch oft stark gebunden. Unser neuronales Netzwerk wird überlagert mit Alltagsherausforderungen, Arbeit und Plänen für den nächsten Urlaub, für den wir versuchen, die Feiertage geschickt zu nutzen. Akribisch rechnen wir im Kopf die einzelnen Tage im Kalender rückwärtsWir sind überlagert von Angeboten und Möglichkeiten, aber was uns oft fehlt, ist Zeit.

 


"Wir haben Zeit, uns treiben zu lassen. Um das zu tun, wonach uns gerade der Sinn steht"

Mit dieser Reise haben wir unseren Luxus in Deutschland temporär aufgegeben. Wir haben kein fließendes Wasser, keinen endlosen Strom aus der Steckdose, keine ständige Wohnadresse für Online-Bestellungen und keine Heizung, um uns an rauen Wettertagen auf der Couch zu entspannen. Wir sind dem Wetter und der Natur ausgeliefert. Außerdem wissen wir meist nicht, wo wir abends schlafen werden und müssen uns in erster Linie um unsere Grundbedürfnisse kümmern, die in Deutschland stets gedeckt sind.

 

Und trotzdem leben wir im Überfluss. Wir haben eine andere Art von Luxus für uns entdeckt. Wir haben den materiellen Reichtum und die Sicherheit mit Zeit und Flexibilität eingetauscht.

 

Wir haben Zeit, uns treiben zu lassen. Um das zu tun, wonach uns gerade der Sinn steht. Zeit, neue Dinge wie z.B. das Fotografieren oder das Schreiben auszuprobieren, und unsere Gedanken einfach mal schweifen zu lassen. Zeit, Dinge sacken zu lassen und unsere Gedanken zu sortieren. Zeit füreinander und alleine. So viel Zeit, dass wir sogar wieder Langeweile empfinden in einer Welt, in der Aufmerksamkeit und Reizüberflutung Teil der sozialen Mechanismen sind. Mit so viel Zeit leben wir in Saus und Braus.

 

Wir fühlen uns trotz größerer körperlicher Belastung, Anstrengung und Schmerzen ausgeglichener und glücklicher, weil wir die einfachen Dinge unterwegs viel mehr zu schätzen wissen. Wir fühlen uns freier, weil wir weniger Mangel empfinden und unser Geld für das Wesentliche ausgeben, anstatt uns in überflüssigem Konsum zu verlieren. Die begrenzten Möglichkeiten auf dieser Reise eröffnen uns so viele neue Chancen und Perspektiven.

 

Und was hat das mit dir zu tun?


Nichts.

Unsere Reise hat nichts mit deinem persönlichen Weg zu tun. Was sich für uns jetzt gerade gut und richtig anfühlt, muss nicht deinem Befinden entsprechen. Unsere Gedanken und Meinungen haben keine Allgemeingültigkeit. Wir haben Ideen, probieren aus und teilen unsere Erfahrungen mit dir. Nicht mehr und nicht weniger. :)

 

 

Joscha 


Blumige Grüße aus Saudi-Arabien

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